Die dritte Ausstellung des Stadtmuseums Ottweiler war dem Thema „Edles Porzellan aus Saargemünd“ gewidmet. Das Stadtmuseum nutzte die Gelegenheit, diese Ausstellung ausrichten zu können, da die Geschichte der Saargemünder Fayencerie gegen Ende des 18. Jahrhunderts mit dem Schicksal der Ottweiler Porzellanmanufaktur eng verbunden war.
Die „Fayencerie de Sarreguemines“ wurde um 1790 von den Gebrüdern Augustin und Nicolas Jacobi und dem Straßburger Kaufmann Joseph Fabry gegründet. Da sie schon bald in finanzielle Schwierigkeiten gerieten, übernahm 1799/1800 Paul Utzschneider aus Bayern, der schon in England Erfahrungen gesammelt hatte, die Fayencemanufaktur zur Hälfte. Utzschneider schaffte es, innerhalb weniger Jahre die Manufaktur zu einem prosperienden Unternehmen auszubauen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gehörte die Saargemünder Manufaktur zu den ganz großen in Europa.
Im Jahre 1763 wurde auf Geheiß des Fürsten Wilhelm-Heinrich von Nassau-Saarbrücken eine „Porzelaine-Fabrique zu Ottweiler“ errichtet. Hier wurden bis zur Schließung zunächst wertvolle Porzellane vorwiegend für den Hof hergestellt. In den letzten Jahren ihres Bestehens produzierte die Manufaktur überwiegend Steingut, einfaches Gebrauchsgeschirr. Als nun infolge der Besetzung der Saarregion durch französische Truppen 1794 die Produktion in Ottweiler zum Erliegen kam, wurden viele Formen, Produktionsanlagen, aber auch Arbeiter von der gerade neu gegründeten Manufaktur in Saargemünd übernommen. Aus dieser frühen Zeit der Saargemünder Produktion sind nur wenige Stücke erhalten. Design und Gebrauchswert sind noch ganz den Ansprüchen des vergangenen höfischen Lebens verhaftet. Zwar kaufte das aufkommende Bürgertum anfangs gerne Formen und Dekore des „Ancien Regime“, bald aber galten diese für überholt. Die Ottweiler Formen mussten neuen Kreationen weichen.
Die Ausstellung des Stadtmuseums Ottweiler zeigte die Entwicklung des Saargemünder Porzellans an ausgewählten Stücken der Sammlung von Ulrike Radunz aus Saarbrücken. Es sind vorwiegend Stücke des 19. Jahrhunderts. Des weiteren wurde versucht, in Anlehnung an Formen und Dekore, wie sie im 18. Jahrhundert in Ottweiler als Porzellan produziert und dann zur Jahrhundertwende in Saargemünd übernommen wurden, die Kontinuität von Ottweiler zu Saargemünd aufzuzeigen.
Die anlässlich der Porzellanausstellung erstellte Broschüre, Band 3 der Schriften des Stadtmuseums Ottweiler, enthält hervorragende Textbeiträge von Ulrike Radunz und Brigitte Meister, die sich besonders der Geschichte und der Herstellung von Porzellan sowie der Manufaktur zu Ottweiler widmeten.
Es war Fürst Wilhelm Heinrich, der im Jahr 1741 damit begann, in seinem Fürstentum eine neue Blütezeit zu entwickeln. Wilhelm-Heinrich förderte den Bergbau, das Hüttenwesen und die Landwirtschaft. Er ist der Begründer der Ottweiler Porzellanmanufaktur. Wie die Gründungsurkunde berichtet, wurde am 29. Dezember 1763 Dominique Pellevé Leiter der Manufaktur, ein Porzellanfabrikant aus der Normandie.
Die kleine Stadt Ottweiler (1764 lebten hier 1450 Personen), welche durch die Verlegung der Residenz nach Saarbrücken sehr ins Hintertreffen geraten war, wurde dazu ausersehen, die Fabrik aufzunehmen – einmal um Ersatz für die Hofhaltung zu schaffen, und außerdem war der Umstand entscheidend, dass sich im nahegelegenen „Eichenwäldchen“ Vorkommen von Gesteinen und Erden zeigen, welche als Rohstoffe für die Keramikindustrie geeignet waren.
1764 war das Werk im Gange. Die Leydorff’sche Mühle an der heutigen Johannes-Gutenberg-Straße wurde in eine Quarzwackenmühle umgewandelt. Das Hauptgebäude der Fabrik befand sich im Herrengarten (das Gebäude musste in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts der heutigen B 41 weichen), dort, wo durch ein Wehr die Blies gestaut war und dadurch die Möglichkeit bestand, das Tongemenge zu verarbeiten. In der ersten Zeit bezog man gute Porzellanerde aus der Passauer Gegend, die großen Quarzblöcke vom Hunsrück und den Sand vom Eichenwäldchen, wo sich heute noch eine Ablagerung von weißem Quarzsand mit verwittertem Feldspat (Kaolin) befindet. Später, als nur noch Fayence und Steingut hergestellt wurden, genügte die sogenannte Grünstädter Erde.
In der Manufaktur in Ottweiler haben bedeutende Künstler gearbeitet, so der berühmte Modelleur Paul Louis Cyfflé aus Brügge (1765), Trentz (1767), Karl Gottlieb Grahl (1768), Vanuson (1770), Friedrich Carl Wohlfahrt aus Ellwangen und andere.
Erst Anfang des letzten Jahrhunderts wurde die Markung „N. S.“ richtig gedeutet und der Ottweiler Manufaktur zugeschrieben. Bis dahin hielt man sie für Capo di Monte, also königlich bourbonisch-neapolitanisches Porzellan des 18. Jahrhunderts.
Die herannahende Französische Revolution und ihre Folgen bewirkten, dass die fürstlich gelenkte Industriekultur zusammenbrach. Auch in Ottweiler verließen Arbeiter und Meister der untergegangenen Fürstlichen Porzellanmanufaktur ihre Heimat und siedelten sich bei der kurz vor 1790 neu gegründeten Fayencefabrik in Saargemünd an. Eine mit Girlanden bemalte, in der Art des ausgehenden 18. Jahrhunderts geformte Terrine der Manufaktur Saargemünd mit dem im Boden eingepressten „G“ weist auf den, „vom Neumünster“ stammenden ausgezeichneten Modelleur - Meister Gerstenmeyer hin, mit dem etliche Arbeiter nebst aller Werkzeuge, Formen und Vorräten von Ottweiler nach Saargemünd gekommen waren.
Aus der circa 30-jährigen Produktionszeit der Ottweiler Porzellanmanufaktur sind heute noch etwa 125 Teile rund um den Erdball verstreut. Die meisten, schönstenund wertvollsten Stücke der Ottweiler Manufaktur besitzt die Alte Sammlung des Saarland Museums in Saarbrücken. Das Saarland Museum hat dem Landkreis Neunkirchen 13 Teile als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Sie sind im Witwenpalais, im Landratsamt in Ottweiler, ausgestellt.
Vom 7. Mai bis 16. Juli 2000 wurde im Witwenpalais die Ausstellung „Ottweiler Porzellan“ mit allen - weltweit – heute noch vorhandenen Exponaten, deren wissenschaftliche Betreuung das Saarland Museum hatte, durchgeführt.
…damals wie heute – geblieben ist die Faszination dieser zerbrechlichen Kostbarkeiten, die auch heute noch in vielen Menschen die Sammlerleidenschaft weckt.