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Unsere erste Wechselausstellung stellte den europäischen Politiker Robert Schumann vor. „Robert Schumann? Wieso das? Hat er etwas mit der Ottweiler Stadtgeschichte zu tun?“ Berechtigte Fragen; denn der Bezug zu Ottweiler ist nicht auf den ersten Blick erkennbar. Und doch ist er von großer Bedeutung für uns; Robert Schumann war ein typischer Vertreter unseres Großregion. An seiner Person sind die Irrungen und Wirrungen der Politik im Grenzraum exemplarisch abzulesen. Sein Wirken galt der friedlichen Überwindung der politischen Gegensätze.

In Stichworten:

Geboren 1886 in Luxemburg als deutscher Staatsbürger, da sein Vater Lothringer war ( damals deutsch ), seine Mutter war Luxemburgerin.

Er verlor bereits mit 13 Jahren seinen Vater.

Das Abitur erwarb er 1904 am deutschen Gymnasium in Metz und studierte anschließend Rechts-, Finanz-, Volkswirtschaft und Religionsphilosophie an den Universitäten Bonn, München, Berlin und Straßburg. An letzterer promovierte er 1910.

Er arbeitete als Anwalt in Metz, wo er unter anderem 1913 den Deutschen Katholikentag organisierte.

1914 – 1918 leistete er Militärdienst im deutschen Heer. 1918 wurde er französischer Staatsbürger und begann seine politische Tätigkeit, zuerst als Stadtrat und von 1919 bis 1940 als Abgeordneter der Nationalversammlung. Dort setzte er sich ein für die Selbstständigkeit Elsass – Lothringens auf religiösem und sprachlichem Gebiet.

Nach der Niederlage Frankreichs im Zweiten Weltkrieg arbeitete er kurze Zeit als Unterstaatssekretär für Flüchtlingsfragen in der „Vichy – Regierung“.

1940 verhaftete ihn die Gestapo, bis 1942 saß er in Sonderhaft in Neustadt. Nach seiner Flucht 1942 verbarg er sich bis Kriegsende 1945.

Bereits 1945 wählten ihn die Lothringer in die französische Nationalversammlung. Er gehörte lange Jahre als Außenminister, später auch Justizminister, den verschiedenen französischen Kabinetten an.

1958 wurde er einstimmig zum ersten Präsidenten des Europäischen Parlaments in Straßburg gewählt.

Seine politische Tätigkeit beendete er 1960 mit 74 Jahren. 1963 starb er in Chazelles bei Metz.

Warum ist Robert Schumann für uns wichtig?

Er setzte sich ab 1949 öffentlich in vielen Reden und Aufsätzen für die deutsch – französische Annäherung ein.

Bereits bei seinem ersten offiziellen Besuch Deutschlands1950 als französischer Außenminister sprach er die „Saarfrage“ an und zeigte sich Deutschland gegenüber kompromissbereit. Sicher hat diese Haltung geholfen, dass es zur Saarabstimmung 1955 kam und diese, obwohl mit anderer Fragestellung, zur Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik kam. Im gleichen Jahre erschien sein „Schumann – Plan“, der eine „Montanunion“ zum Ziele hatte, die dann am 23. Juli 1953 als „Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl“ gegründet wurde. Wir Saarländer, damit auch unsere Berg- und Hüttenarbeiter in Ottweiler, hatten große Vorteile von dieser Gemeinschaft. Weiterhin setzte sich Schumann für eine gleichberechtigte Behandlung Deutschlands innerhalb der europäischen Staatengemeinschaft ein.

Seine Gedanken sind auch heute hochaktuell. Bereits 1942 schrieb er u.a.:

„Wichtig ist jedoch vor allem anderen, dass die Europäer den Geist einer gemeinschaftlichen Solidarität an den Tag legen, der den inneren Bestrebungen der Völker entspricht.

Jeder von uns muss ganz überzeugt sein, dass wir einander ohne Unterschied von Rang und Macht brauchen.

Das Gesetz der Solidarität muss das öffentliche Gewissen unserer Völker beherrschen.

Europa ist auf der Suche zu sich selbst; es weiß, dass seine Zukunft in seinen eigenen Händen liegt. Gott gebe, dass es seine Schicksalsstunde , die letzte Chance seines Heils, nicht verpasst!“

Unser Museum soll durch seine Ausstellungen zeigen, was einmal war, wie es dazu kam, was es zu bewahren und was es zu ändern gilt. In diesem Sinne passte die Schumann – Ausstellung glänzend dazu.